Es wird im Explosionsschutz nach drei Schutzzielen unterschieden.
Primäres Schutzziel:
Die Bildung von explosionsfähiger Atmosphäre vermeiden.
Im Idealfall werden keine brennbaren Stoffe oder solche mit hohem Flammpunkt eingesetzt. Da eine solche Maßnahme in den meisten Fällen nicht möglich ist, kann auch durch den Entzug oder die verstärkte Zufuhr von Luftsauerstoff oder die Veränderung der Konzentration des brennbaren Stoffes die Entstehung einer zündfähigen Atmosphäre vermieden werden.
Jedes Gemisch bestehend aus Luft und brennbarem Stoff hat eine obere und untere Explosionsschutzgrenze. Solange man unterhalb der unteren („zu mageres“ Gemisch) oder oberhalb der oberen Explosionsschutzgrenze („zu fettes“ Gemisch) bleibt, besteht keine Explosionsgefahr.
Sekundäres Schutzziel:
Die Entzündung von explosionsfähiger Atmosphäre verhindern.
Dies sind technische und/oder organisatorische Maßnahmen welche zum Ziel haben, die Zündung eines vorhandenen explosiven Gemisches zu verhindern.
Es wird neben vielen anderen Maßnahmen, beispielweise verhindert, dass sich ein Gerät unzulässig erwärmt, elektrische/mechanische Funken entstehen können oder elektrostatische Effekte entstehen welche als Zündquelle wirken könnten.
So werden zum Beispiel bei Elektromagneten stromführende Leiter, wie die Spule mit einem geeigneten Material Vergussgekapselt (s. IEC/EN 60079-18) und der elektrische Anschlussraum in Erhöhter Sicherheit (s. IEC/EN 60079-7) ausgeführt.
Um das Risikopotenzial zu berücksichtigen, werden Bereiche in welchen explosionsfähige Gemische austreten können entsprechend der Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines solchen Ereignisses in sog. Zonen oder Divisionen(USA) eingestuft. Wobei die Zone 0/20 für eine hohe Auftretenswahrscheinlichkeit und die Zone 2/22 für eine eher geringere Wahrscheinlichkeit des Auftretens steht.
Entsprechend der Risiken sind die erforderlichen technischen Maßnahmen zur Erreichung des Schutzzieles mit mehr oder weniger technischem Aufwand verbunden.
Tertiäres Schutzziel:
Wirkung einer Explosion auf ein Minimum beschränken.
Typische Maßnahmen welche Auswirkungen einer Explosion begrenzen, sind beispielsweise Druckentlastungseinrichtungen, Berstscheiben u.s.w.
Auch die „explosionsfeste Bauweise“ wie Sie bei der druckfesten Kapselung
eingesetzt wird zählt zu der Gruppe der tertiären Schutzziele.
Die druckfeste Kapselung ist eine wichtige Schutzart wenn es darum geht elektrische Geräte wie Elektromagnete in den USA einzusetzen.
Dies liegt vor allem an dem in den USA sehr verbreiteten Division System (Vergleichbar mit dem Zonensystem aber nur mit zwei anstelle von drei klassifizierten Bereichen Division1 und Division2) und den dort ausschließlich zugelassenen Schutzarten.
Gibt es ein weltweit akzeptiertes und anerkanntes Explosionsschutz Zertifikat für elektrische Geräte?
Es gibt kein Zertifikat, welches direkt weltweit anerkannt wird.
Trotzdem kommt das IECEx Schema einer weltweiten Anerkennung schon recht nahe. Wobei man genauer betrachtet von weltweit, ausgenommen Nordamerika sprechen sollte.
Ein kurzer Blick auf die Anforderungen in den wichtigsten Regionen offenbart folgendes Bild:
Weltweit hat sich die Einteilung explosionsgefährdeter Bereiche in drei Zonen 0,1,2/20,21,22 durchgesetzt auf welchem auch das IECEx Schema aufsetzt.
Mit Ausnahme Nordamerika und Canada wo zusätzlich zum Zonen Modell noch das Division Modell Anwendung findet. In Nordamerika ist das Division Modell sogar führend.
Wenige Länder, wie Australien, Neuseeland, Singapur, Indien*, Israel, erkennen ein IECEx Zertifikat direkt an. Fast alle anderen Länder akzeptieren die sogenannten IECEx Testreporte teilweise oder ganz als Grundlage für eine lokale Zulassung.
Hierbei muss beachtet werden, dass eine lokale Zulassung von Seriengeräten fast immer an eine Überwachung der Fertigungsstätte gekoppelt ist.
In Bezug auf ein IECEx basierendes regionales Zertifikat bedeutet dies, dass entweder der IECEx quality assessment report (QAR) anerkannt wird oder eben nicht.
Ein Beipiel hierfür ist das seit Herbst 2020 in China für explosionsgeschützte Geräte erforderliche CCC Zertifikat. (China Compulsory Certificate).
Auf Basis eines IECEx Zertifikates kann zwar in der Regel ohne weitere Testaufwände das CCC Zertifikat erlangt werden, allerdings ist dies an eine gesonderte Fertigungsstätten Überwachung durch die zertifikatserteilende chinesische Zulassungsstelle gebunden.